Der Student_innenRat der Uni Leipzig fordert kritischen Umgang mit militantem Extremismus in Deutschland
Angriff auf eine Leipziger Moschee bei einer Spontandemo: Der Stu-dent_innenRat der Uni Leipzig fordert kritischen Umgang mit militantem Extremismus in Deutschland.
Am Montag, den 13.12.2021 demonstrierten etwa 80 bis 100 Linksextreme im Rahmen einer Spontandemo gegen Polizeigewalt. Es kam zu Randale und ein Teil der Gruppe schlugen mehrere Fensterscheiben der Moschee im Leipziger Osten ein. Die Polizei nahm elf Personen fest und ermittelte wegen schweren Hausfriedensbruchs. Der Sachschaden der Ditib-Moschee wird auf ca. 30.000 Euro geschätzt.
Besonders fatal ist, dass der Angriff auf die Moschee als islamfeindliches Signal gelesen werden kann. Sollte der Angriff als Kritik am türkisch-nationalistischen Verbandes Ditib gemeint sein, ist eine gewalttätige Zerstörung der religiösen Ruhestätte ein in keiner Weise legitimer Weg. Die Leipziger Moschee ist für Studierende, Geflüchtete und Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen ein wichtiger Rückzugsraum gewesen. Im Kontext von all-täglichen Angriffen auf islamische Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland (2019 fand jeden zweiten Tag Angriffe oder Bedrohungen auf Moscheen, Religionsstätten und religiöse Repräsentant_innen statt) muss antifaschistische Kritik differenziert, antirassistisch geäußert werden.
Insgesamt wurden 184 Fälle antimuslimischer Hassverbrechen im Jahr 2019 verzeichnet, Expert_innen gehen von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus; sie schätzen die Angriffe auf das Achtfache. Die Daten gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Fraktion Die Linke im Februar 2020 hervor. Für eine konstruktive, Demokratiefördernde Kritik müssen die instrumentalisierten Mittel in allen gesellschaftlichen Kreisen, auch in linken Gruppierungen, hinterfragt werden. Auch auf dem Uni-Campus sind antimuslimischer Rassismus Alltag. Ala Yousef vom Referat Ausländischer Studierender kritisiert dies und sagt: “Ich finde es schade, dass die höheren Instanzen der Universität nichts dagegen unternehmen wollen. In einem Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Leipzig wurde mir klar gesagt, dass man nicht gegen den Rassismus an der Uni vorgehe, um den Ruf der bunten Universität nicht zu gefährden.”
Der Student_innenRat der Universität Leipzig fordert ein klares Signal von jeglichen linken Gruppierungen, die sich mit Demonstrationen und Anschlägen wie diesen assoziiert sehen, gegen solche autoritären, rassistischen und antidemokratischen Ausschreitungen auszusprechen. Das Stillschweigen über die wachsende Islam- und Muslimfeindlichkeit muss beendet werden und darf nicht durch militante Kritikausübung versperrt werden.
Es ist notwendig, dass die Zivilgesellschaft den Kampf gegen antimuslimischen Rassismus aufnimmt und ihn zu einem gesamtgesellschaftlichen Thema macht. Angriffe auf Muslim_innen, muslimisch gelesene Menschen und muslimische Einrichtungen sind Angriffe auf die gesamte Gesellschaft und auf unsere Demokratie. Antimuslimischer Rassismus muss ernst genommen und bekämpft werden!
Für Rückfragen stehen Ihnen Ala Yousef und Mohammad Jaafar Albarghash vom Referat Ausländischer Studierende (ras@stura.uni-leipzig.de) zur Verfügung.